Donnerstag, 9. Juni 2016

US-Vorwahlen: Supercalifragilisticexpialidelegates

Es ist soweit: Die beiden großen amerikanischen Parteien haben ihre Präsidentschaftskandidaten gefunden. Offiziell nominiert sind sie zwar noch nicht - die Conventions finden bei beiden Parteien erst Ende Juli statt - aber dies ist nur noch eine Formfrage. Sowohl Donald Trump als auch Hillary Clinton haben die nötige Anzahl von Delegiertenstimmen zusammen.
  
Während Trumps 16 Mitbewerber nach und nach aufgegeben haben, schlägt sich Hillary Clinton immer noch mit Bernie Sanders herum. Dass dieser seine Kandidatur noch nicht vollends aufgegeben hat, liegt an den Superdelegierten.

Es gibt grundsätzlich zwei Arten von Parteitagsdelegierten: Pledged Delegates und Unpledged Delegates. Die Ersteren - die den größten Teil ausmachen - sind verpflichtet, für einen bestimmten Kandidaten zu stimmen. Die Unpledged Delegates sind in ihrer Entscheidung frei. Zu ihnen gehören die sogenannten Superdelegierten. Diese ungebundenen Delegierten gibt es jedoch nur bei den Demokraten.

Es sind meist aktuelle oder ehemalige Mandatsträger wie Abgeordnete, Gouverneure, Parteivorsitzende. Es gibt diese Delegierten seit 1982. Nach der Wahlniederlage von Jimmy Carter gegen Ronald Reagan im Jahr 1980 wollte man so den Einfluss der Partei auf die Kandidatenkür verstärken. Die Hoffnung dahinter war, dass auf diese Weise mehr Kandidaten mit guten Wahlchancen nominiert werden könnten.

Zwar gibt es auch in der republikanischen Partei Unpleged Delegates, aber dort ist ihr Einfluss wesentlich geringer. Auch sonst unterscheiden sich die Vorwahlsysteme der beiden Parteien in einigen Punkten, die dem Geist beider Parteien entsprechen.

Während es bei den Demokraten einige verbindliche, bundesweit einheitliche Regeln gibt, überlassen die Republikaner diese Regelungen den Einzelstaaten. Das führt dazu, dass es bei ihnen fast 50 verschiedene Vorwahlregelungen gibt. Einige Staaten geben alle Delegierten, andere die meisten Delegierten an den Gewinner. Andere verteilen diese dem Verhältnisprinzip oder schauen wer in den einzelnen Kongresswahlbezirken vorne lag.

Währenddessen sind alle demokratischen Vorwahlen, egal ob Primary oder Caucus, Verhältniswahlen. Ein Wahlsystem, das klare Mehrheiten unter den Delegierten nicht gerade fördert. Dies führt dazu, dass Hillary Clinton die demokratischen Vorwahlen zwar dominiert hat - und am vergangenen Dienstag die wichtige Vorwahl in Kalifornien für sich entscheiden konnte – dennoch nicht noch klarer vor Bernie Sanders liegt.

Ihre 2.203 Pledged Delegates reichen alleine nicht um sich die Nominierung zu sichern. Nur mit den 574 Superdelegierten, die sich bereits für sie ausgesprochen haben, kommt sie über die für die Nominierung notwendige magische Grenze von 2.383 Stimmen. Bernie Sanders konnte zusätzlich zu seinen 1.828 Pledged Delegates bislang nur 48 Superdelegierte von sich überzeugen.

Doch theoretisch könnten sich Clintons Superdelegierte natürlich noch umentscheiden und für Sanders stimmen. Theoretisch wohlgemerkt... Doch auch bei Bernie Sanders scheint die Hoffnung zuletzt zu sterben.

tl; dr: Was sind eigentlich diese Superdelegierten, wegen denen Bernie Sanders noch im Rennen um die Präsidentschaftskandidatur der Demokraten ist? Und wieso gibt es die bei den Republikanern nicht?