Vorwahlsiege von Clinton (blau) und Sanders (grün). |
Die Demokraten haben am Dienstag in fünf Bundesstaaten gewählt. In drei dieser Staaten - darunter mit Illinois und Ohio in den zwei Staaten, die zum sogenannten Rust-Belt gehören und deshalb für die Demokraten besonders wichtig sind - hatte man gedacht, dass Bernie Sanders für Überraschungen sorgen könnte. Geschafft hat er es in keinem Staat, alle fünf Siege gingen an Hillary Clinton.
Das ist für Sanders ein harter Schlag, nicht nur weil sich Hillary Clinton bei der Anzahl der Delegiertenstimmen immer mehr von ihm absetzt. Entscheidender ist vielmehr, dass Sanders es nicht nur weiterhin nicht schafft, bei Schwarzen und Latinos zu punkten und deshalb in den Südstaaten - wie jetzt in North Carolina und Florida - keine Chance gegen Clinton hat, sondern dass sie ihn nun auch in den wichtigen Rust-Belt-Staaten deutlich schlägt, in denen seine Botschaft eigentlich verfangen sollte.
Diese ehemals von Schwerindustrie geprägten Rost-Staaten im Bereich der Großen Seen sind für die Demokraten unheimlich wichtig. Anders als in den Südstaaten, wo Clinton bisher gewinnen konnte, brauchen die Demokraten diese Staaten auch bei den Präsidentschaftswahlen auf ihrer Seite. Im Süden populär zu sein, ist für Demokraten zwar gut bei den Vorwahlen, aber bei den Präsidentschaftswahlen unerheblich, denn schließlich gewinnen dort seit Jahrzehnten stets die Republikaner.
Weshalb Sanders seine Bemühungen trotz dieser empfindlichen Niederlagen nicht beendet, liegt an der Form seiner Graswurzelkampagne. Da er nicht auf große Spender angewiesen ist, die nun ihre Zuwendungen einfrieren würden, sondern auf viele kleine Unterstützer setzt, dürfte ihm das Geld auch weiterhin nicht so schnell ausgehen. Und auch wenn ihm nur noch ein Wunder - oder eine FBI-Ermittlung gegen Hillary Clinton - zur demokratischen Präsidentschaftskandidatur verhelfen kann, hat Sanders zumindest noch eine Botschaft zu verkünden. Je länger er dabei bleibt, um so mehr wird er auch Hillary Clinton nach links ziehen.
Bei den Republikanern gibt es seit Dienstag nur noch drei Kandidaten. Nachdem er in seinem Heimatstaat Florida deutlich gegen Donald Trump verloren hatte, beendete Marco Rubio noch am Wahlabend seine Kampagne. Nach seinem Debattendebakel in New Hampshire konnte er sich nur kurz erholen, sein Ausflug auf Trumps Niveau war dann sein finaler Fehler. Erst bei seiner Erklärung zum Kampagnenende schien er wieder ganz bei sich zu sein.
Die Hoffnungen des Parteiestablishments ruhen spätestens nun auf John Kasich. Der Gouverneur von Ohio hat seinen Heimatstaat deutlich vor Trump gewonnen und ihm so am Dienstag als einziger einen Sieg streitig gemacht. Kasich muss trotzdem darauf hoffen, dass es zu einem Parteitag ohne klare Mehrheiten kommt, denn trotz seines Sieges hat er auch rechnerisch keine Chance mehr, genug Delegierte für eine direkte Nominierung zu gewinnen.
Anders Ted Cruz: Er kann zwar die magische Grenze von 1.237 Delegierten noch aus eigener Kraft erreichen, aber sein mäßiges Abschneiden am vergangenen Dienstag lässt diese Möglichkeit sehr theoretisch erscheinen. Dass John Kasich weiter im Rennen bleibt und verhindert, dass Cruz auch moderatere Republikaner hinter sich scharen kann, tut sein Übriges.
Jedoch wird diese fortwährende Zersplitterung langsam auch zu einem Problem für Donald Trump. Zwar wird ihm in die Karten spielen, dass noch sechs Staaten wählen, in denen die Delegierten nach dem Winner-Take-All-Prinzip vergeben werden und in fünf weiteren Staaten das Winner-Take-Most-System Anwendung findet, aber auch für ihn könnte es am Ende nicht reichen. Bisher sammelt er zwar klare Mehrheiten, aber bleibt dabei fast immer unter 50 Prozent.
Sollte auch er bis zum Parteitag im Juli in Cleveland keine Mehrheit der Delegierten hinter sich haben, entscheidet eine sogenannte Brokered Convention. Dann steigen die Chancen für Kandidaten, die weniger polarisieren als Trump und Cruz. Darauf hofft John Kasich, dem dann gute Chancen zugeschrieben werden. Davor fürchtet sich Trump, weshalb er nun proklamiert, dass ihm die Nominierung auch dann zustehe, wenn er nur eine relative Mehrheit der Delegierten hinter sich habe. Dass seine Sprecherin im Falle seiner Nichtwahl die Möglichkeit von Krawallen in Aussicht stellt, ist derzeit der Aufreger im republikanischen Lager.
Aber bis zum Parteitag ist es noch ein langer Weg. Erst in den kommenden Wochen wird sich zeigen, in welche Richtung sich der neue Dreikampf entwickelt. Klar ist: Auch John Kasich wird nun härter attackiert werden. Wenn er klug beraten ist und seinerseits weiterhin auf persönliche Gegenangriffe verzichtet, könnte er sich als das Gegenteil von Trump profilieren. Dies könnte ein Grund sein, weshalb Trump derzeit so wirkt, als wolle er den Kampf gegen Kasich Ted Cruz überlassen. Unklug ist das nicht, denn auch der Texaner braucht dringend einen Sieg vor dem Parteitag und Kasich steht ihm dabei im Weg. Dass die Gegnerschaft zwischen den beiden Verfolgern bislang nicht ausgebrochen ist, dürfte jedoch an Trump selbst liegen: Seine mediale Dominanz ist einfach zu groß.
tl;dr: Der vergangene Dienstag hat sowohl bei den Demokraten als auch bei den Republikanern für viel Klarheit gesorgt. Hillary Clinton setzt sich im demokratischen Rennen weiter ab. Bei den Republikanern ist fraglich, ob Trump noch aufgehalten werden kann.