Nur der Rüssel eines Elefanten? |
Dass Donald Trump diese Forderung von Cruz unterstützt, erscheint dabei zunächst schon sonderbarer. Doch auch Trump wünscht sich mittlerweile ein kleineres Kandidatenfeld. Hatte ihm die Zersplitterung der Partei anfangs genutzt, könnte sie für ihn nun zu einem echten Problem werden. Denn wenn weiterhin vier Kandidaten im Spiel bleiben, könnte es passieren, dass Trump am Ende zwar vorne liegt, aber über keine absolute Mehrheit auf dem Parteitag der Republikaner verfügt. Es käme zu einer sogenannten "Brokered Convention", einem Parteitag, auf dem die Kandidatur ausgefochten werden muss.
Zwar sind die meisten Delegierten verpflichtet für den Kandidaten zu Stimmen, dem sie nach den Vorwahlen zugeordnet sind, aber dies eben nur im ersten Wahlgang. Erreicht dabei kein Kandidat eine absolute Mehrheit, wird die Verpflichtung aufgehoben und der Kampf beginnt. Das letzte Mal, dass so etwas passiert ist, liegt schon lange zurück. Im Jahr 1952 konnten sich die Demokraten erst im dritten Wahlgang auf einen Präsidentschaftskandidaten einigen, zwei Wahlgänge brauchten die Republikaner im Jahr 1948. Entsprechend nennt die Washington Post die Brokered Convention das Ungeheuer von Loch Ness der amerikanischen Politik: "Wir haben alle die Legenden gehört, aber kaum einer hat es je gesehen."
Trotz aller Unsicherheiten weiß Trump: Sollte es dazu kommen, hat er eigentlich keine Chance mehr. Erzielt er vor dem Parteitag keine Mehrheit bei den Delegierten, übernimmt das Establishment die Regie. Auch für Ted Cruz könnte es dann eng werden, während die Kandidaten der gemäßigten Republikaner wohl nur noch auf diesen Fall hoffen dürfen.
So steht es derzeit um die Kandidaturen:
Donald Trump: Die republikanische Partei ist spät aufgewacht, aber seitdem Trump am Super Tuesday die meisten Staaten gewinnen konnte, kritisiert ihn das Parteiestablishment mit aller Härte. Zudem ist Trump an diesem Tag in Ted Cruz ein klarer Verfolger erwachsen. Beides führt dazu, dass Trump in den Umfragen zwar weiter vorne liegt, aber seine Werte auch nicht mehr wachsen.
Für Trump ist es unerlässlich, bereits vor dem republikanischen Parteitag eine absolute Mehrheit der Delegierten hinter sich zu versammeln. Dazu muss er nun neue Wählerschichten erschließen. Dass er das kann, hat er bei den wichtigen evangelikalen Wählern gezeigt, bei denen er Ted Cruz abgehängt hat. Diesmal muss er jedoch gemäßigtere Republikaner dazu gewinnen, weshalb er in dieser Woche bereits einige seiner extremen Positionen deutlich verändert hat: Anders als in der letzten TV-Debatte, gibt er sich so beim Thema Folter deutlich moderater. Die Kunst wird sein, bei diesem Schwenk seine wütende Basis nicht zu verlieren.
Für Trump ist es unerlässlich, bereits vor dem republikanischen Parteitag eine absolute Mehrheit der Delegierten hinter sich zu versammeln. Dazu muss er nun neue Wählerschichten erschließen. Dass er das kann, hat er bei den wichtigen evangelikalen Wählern gezeigt, bei denen er Ted Cruz abgehängt hat. Diesmal muss er jedoch gemäßigtere Republikaner dazu gewinnen, weshalb er in dieser Woche bereits einige seiner extremen Positionen deutlich verändert hat: Anders als in der letzten TV-Debatte, gibt er sich so beim Thema Folter deutlich moderater. Die Kunst wird sein, bei diesem Schwenk seine wütende Basis nicht zu verlieren.
Ted Cruz: Der Texaner hat ohne Frage Momentum. Mit nun insgesamt sieben Vorwahlsiegen hat er bewiesen, dass sein Erfolg in Iowa kein One-Hit-Wonder war. Er ist nun der klare Verfolger von Donald Trump und wohl der einzige der den New Yorker Geschäftsmann bei den Delegiertenstimmen noch überholen könnte. Dabei ist er mit seinen ultrakonservativen Positionen aber alles andere als der Wunschkandidat der moderateren Parteiführung.
Cruz wird versuchen, sich auch beim republikanischen Establishment als letzte Alternative zu Trump zu verkaufen. Seine beiden gemäßigten Konkurrenten muss er dafür aus dem Feld drängen. Dabei helfen könnten ihm Niederlagen von Rubio und Kasich in ihren Heimatstaaten Florida und Ohio. Sein Problem: Sollten diese Winner-Take-All-Staaten an Trump fallen, wächst dessen Vorsprung bei den Delegierten beachtlich.
Marco Rubio: Er ist der Verlierer der letzten Vorwahlen - schon wieder. Zwar konnte er nach dem kleinen Caucus in Minnesota nun auch die Vorwahl auf Puerto Rico für sich entscheiden, aber sein frühes Debattendesaster in New Hampshire hat ihn nachhaltig aus dem Tritt gebracht. Beim Versuch sich als erster Verfolger von Trump zu profilieren, unterliefen ihm immer wieder Fehler. Zuletzt hatte er sich bei seinen Angriffen auf Trump auf dessen Niveau ziehen lassen, indem er über die Größe von Händen im Vergleich zu anderen Körperteilen spekulierte. Auf diesem Feld musste er verlieren.
In den Medien wird seit Tagen über das Ende von Rubios Kampagne spekuliert. Einige seiner Berater sollen ihn drängen noch vor Florida hinzuwerfen, um eine unnötige Blamage in seinem Heimatstaat zu vermeiden. Sollte ihm dort gegen jede Erwartung doch noch die Wende gelingen, könnte dies ein dringend benötigter Schub sein. Trotzdem wird er Trump wohl kaum mehr bei der Anzahl der Delegierten schlagen können. Sein Ziel dürfte es sein, sein ramponiertes Image als Hoffnungsträger des Establishments noch vor der Convention der Republikaner wieder aufzupolieren.
John Kasich: Da es bei den Vorwahlen nicht nur um Siege geht sondern auch darum, Erwartungen zu übertreffen, läuft es derzeit gut beim Gouverneur von Ohio. Nach einer starken Fernsehdebatte, bei der er sich als der einzige Erwachsene auf der Bühne inszeniert hat, überrascht seine kleine Kampagne derzeit mit sprunghaft steigenden Zustimmungswerten. Er ist drauf und dran, Marco Rubio landesweit vom dritten Platz zu verdrängen, bei den Vorwahlen am vergangenen Dienstag in Michigan und Mississippi ist ihm dies bereits gelungen.
Kasich hat zwar keine Chance mehr, direkt nominiert zu werden, aber das plant sein Team auch nicht. Vielmehr versucht er im Rennen zu bleiben, Marco Rubio zu überleben und so auf einem Parteitag mit unklaren Mehrheitsverhältnissen der Kandidat der gemäßigten Republikaner zu sein. Dazu muss er am nächsten Dienstag jedoch seinen Heimatstaat Ohio gewinnen. Die neusten Umfragen zeigen, dass dies durchaus möglich ist. Dabei profitiert er von Rubios Schwäche.
Mitt Romney: Obwohl er nicht zur Wahl steht, fällt sein Name in letzter Zeit wieder häufiger wenn es um republikanische Präsidentschaftskandidatur geht. Mit einer knallharten Angriffsrede auf Donald Trump, bei der er trotzdem über der Gürtellinie blieb, hat er landesweit für Schlagzeilen gesorgt. Nun wird spekuliert, ob er der Kompromisskandidat sein könnte, wenn die Vorwahlen keinen klaren Sieger liefern. Es bleibt spannend.
tl;dr: Ergeben die Vorwahlen bei den Republikanern keinen klaren Sieger, droht eine "Brokered Convention". Diese sei das Ungeheuer von Loch Ness der amerikanischen Politik, schreibt die Washington Post, jeder habe davon gehört, aber kaum einer es gesehen. Dieses Mal könnte es soweit sein.