Wahlkampfveranstaltung in New Hampshire. |
Trump und Sanders heißen die Sieger der Vorwahl in New Hampshire. Gewinner gibt es allerdings noch mehr. Deshalb ist das Ergebnis
dieser Wahl auch kein Menetekel für die kommende Präsidentschaftswahl. Nicht
bei den Demokraten, weil die Begeisterung für Bernie Sanders in New Hampshire
keinesfalls die Stimmung im Land wiederspiegelt, und nicht bei den
Republikanern, weil deren breites Kandidatenfeld die Ergebnisse verzerrt. Auch
wenn mit Chris Christie und Carly Fiorina zwei weitere Kandidaten nach der Wahl
am Dienstag aufgegeben haben, wird diese Vielzahl der Kandidaten Donald Trump
auch weiterhin nutzen.
Meine fünf Gewinner und fünf Verlierer im Einzelnen:
1. Bernie Sanders (D): Er ist der Sieger der demokratischen
Vorwahl. Für den Senator aus Vermont war die Wahl im Nachbarstaat ein
Heimspiel. Zweifel an seinem Sieg hatte am Ende eigentlich niemand mehr. Nur
die Deutlichkeit hat überrascht. Obwohl sich Hillary Clinton nach ihrem knappen
Sieg in Iowa mit voller Kraft in den Wahlkampf gestürzt hat, konnte sie nichts
mehr bewegen. Die Nagelprobe steht der Kampagne von Bernie Sanders aber noch
bevor: Bei den kommenden Vorwahlen im Süden der USA steht Hillary deutlich
besser da.
2. Donald Trump (R): Der Sieger der republikanischen
Vorwahl. Keine Frage, dieser Sieg war eine Genugtuung für „The Donald“. Hatte
er es in Iowa, wohl auch wegen des komplizierteren Caucus-Verfahrens, noch
nicht geschafft, seine Wähler zur Wahl zu bewegen, war es in New Hampshire ganz
anders. Trump holt die prognostizierten 35% und distanziert die Meute seiner
Verfolger deutlich. Was ihm zudem in die Karten spielt: Auch bei den gemäßigten
Republikanern dürfen sich zwei als Gewinner fühlen. Sie werden ihre Kandidatur
fortsetzen und so helfen, die Gegner Trumps weiter in verschiedene Lager
aufspalten. Aber dazu später mehr.
3. John Kasich (R): Der Gouverneur von Ohio hatte im
Wahlkampf das konservative Iowa links liegen gelassen und sich voll auf New
Hampshire konzentriert. Das hat sich ausgezahlt: Aus dem Stand erreicht er mit
knapp 16% den zweiten Platz bei der Abstimmung. Mit seiner positiven, leisen
Kampagne, die weitgehend ohne Negativwerbung auskommt, ist er quasi der
Anti-Trump. Mit dem zweiten Platz in New Hampshire ist er über Nacht von einem
Außenseiter zu einem ernsthaften Bewerber geworden. Fürchten müssen ihn jedoch vor
allem seine gemäßigten Kollegen: Er holt die Stimmen, die auch Rubio und Bush
gerne hätten. Kasich hat nun das Momentum und die Möglichkeit, auch bei der
kommenden republikanischen Vorwahl in South Carolina zu punkten. Allerdings
muss er dort noch die Wahlkampfstrukturen schaffen, die seine finanziell besser
aufgestellten Kollegen schon besitzen. Überfüllte Säle bei seinen ersten
Veranstaltungen und steigende Umfragezahlen dürften ihm dabei aber Mut machen.
4. Ted Cruz (R): Der Sieger von Iowa kam in New Hampshire
zwar nur als dritter ins Ziel, aber mehr war auch nicht erwartet worden. Die
evangelikale Basis, auf die sich der Senator aus Texas stützt, ist in New
Hampshire nicht vorhanden. Wichtig für ihn: Er schnitt stattdessen in den
Bezirken gut ab, die vor vier Jahren noch für den libertären Ron Paul gestimmt
hatten. Diese Wähler könnten nach dem Ausscheiden von Rand Paul, dem Sohn von
Ron, zu einer wichtigen Stütze seines Wahlkampfs werden.
5. Jeb Bush (R): Zwar nur der vierte Platz, aber auch bei
Bush gilt: Immerhin. Die Kandidatur des Präsidentenbruders war schon mehrfach
abgeschrieben worden, aber nie ganz untergegangen. Kein Wunder: Schließlich hat
er eine recht volle Wahlkampfkasse. Nun zahlt sich der Einsatz erstmals –
zumindest ein wenig – aus. Er landet nur knapp hinter Ted Cruz. Rechtzeitig vor
der Vorwahl in South Carolina, bei der sich Bush Einiges ausrechnet, kann er so
ein wenig Schwung aufnehmen. Man sollte aber nicht vergessen: Genau wie bei
Kasich und Cruz hat er seinen Sieg auch dem schlechten Abschneiden von Marco
Rubio zu verdanken.
Damit wären wir bei den Verlierern:
1. Marco Rubio (R): Der Senator aus Florida, den einige für
den republikanischen Obama halten, war einer der Sieger in Iowa. Er hatte
anschließend das „Big Mo“, das ganz große Momentum, den großen Schwung auf
seiner Seite. Eine Fernsehdebatte und drei auswendig gelernte Antworten später
drehte sich der Wind. Nun ist er der große Verlierer von New Hampshire. Sein offen
kolportierter Plan 3-2-1, also Dritter in Iowa, Zweiter in New Hampshire und
Sieger in South Carolina zu werden, ist schon nach der zweiten Abstimmung
Makulatur. Seine Kampagne muss er nun ganz neu aufbauen oder spektakulär
retten. Das Geld dazu hat er noch.
2. Chris Christie (R): Der Gouverneur von New Jersey hatte in
der letzten republikanischen Fernsehdebatte zwar Marco Rubio versenkt, aber bei
der Wahl nützte es ihm nichts. Da er, ähnlich wie John Kasich, den Hauptteil
seiner Bemühungen auf New Hampshire konzentriert hatte, traf ihn sein mäßiges
Abschneiden besonders empfindlich. Einen Tag nach der Wahl gab er bekannt,
seine Kandidatur zu beenden. Um seine Wähler werden nun die anderen gemäßigten
Kandidaten buhlen. Sein Hauptspender hat sich übrigens schon entschieden: Er unterstützt nun Gouverneur Kasich.
3. Carly Fiorina (R): Die ehemalige Managerin von
Hewlett-Packard hatte bei ihrer Kandidatur eigentlich nur einen großen Moment:
Sie war der erste Mitbewerber, der Donald Trump bei einer Fernsehdebatte in die
Defensive brachte. Im September bescherte ihr dies in den Umfragen ein kurzes
Zwischenhoch, das sie aber nicht halten konnte. Bei der Wahl in New Hampshire
erreichte sie nur 4% der Stimmen, weshalb sie anschließend ihre Kampagne
beendete.
4. Ben Carson (R): Hatte sich der pensionierte Neurochirurg
mit seiner leisen, freundlichen Art zunächst viel Sympathie erworben, wirkte er
je näher die Wahlen kamen seltsam blutleer. In Iowa wurde er das Opfer eines unsauberen
Tricks von Ted Cruz, der per Twitter Gerüchte über ein vorzeitiges Ausscheiden
von Carson verbreitete. Zur Sprache gebracht wurde das Thema jedoch von Donald
Trump, von Carson war kaum etwas zu hören. Ein wenig Gegenwehr hätte ihm
wahrscheinlich besser zu Gesicht gestanden. Wie in der öffentlichen Diskussion,
so ging er auch in New Hampshire unter. Carson erreichte nur 2% der Stimmen.
5. Hillary Clinton (D): Nach ihrem knappen Vorwahlsieg in
Iowa, wollte sie den zu erwartenden Sieg von Bernie Sanders in New Hampshire
zumindest etwas niedriger ausfallen lassen. Das ist ihr nicht gelungen. Ihre
Hoffnung liegt jetzt in Nevada und South Carolina, wo Ende Februar die
kommenden demokratischen Vorwahlen stattfinden. Hier liegt sie – besonders bei
Latinos und schwarzen Wählern – weit vorne. Auch wenn Sanders nun das Momentum
besitzt, den Sieg in diesen Staaten wird sich die ehemalige Außenministerin
nicht nehmen lassen. Clinton ist also alles andere als weg vom Fenster.
Auch alle die nun glauben, dass ein Präsident Trump nun
unvermeidlich geworden sei, können beruhigt sein: Die Wahl in New Hampshire
zeigt das nicht. Zwar hat Trump mit deutlichem Abstand gewonnen, aber dennoch
mit nur 35%. Aufgrund seiner polarisierenden Art mobilisiert er im Zweifel auch
für seine Gegner. Den gemäßigten Republikanern fehlt nur der Frontrunner,
hinter dem sie sich formieren können. Gemeinsam kamen Kasich, Bush, Rubio,
Christie und Fiorina auf knapp 50% der Stimmen. Spannend wird von daher sein,
welche der drei gemäßigten Kandidaten als nächste aufgeben.
tl;dr: Trump und Sanders heißen die Sieger der Vorwahl in New Hampshire. Gewinner gibt es allerdings noch mehr. Deshalb ist das Ergebnis dieser Wahl auch kein Menetekel für die kommende Präsidentschaftswahl.
tl;dr: Trump und Sanders heißen die Sieger der Vorwahl in New Hampshire. Gewinner gibt es allerdings noch mehr. Deshalb ist das Ergebnis dieser Wahl auch kein Menetekel für die kommende Präsidentschaftswahl.