Kein Nachname, ein Ausrufungszeichen: Jeb Bush |
Aber der Reihe nach: In dieser Nacht finden die nächsten Vorwahlen zur kommenden US-Präsidentschaftswahl statt. Abgestimmt wird in gleich zwei Bundesstaaten: In Nevada und im bereits erwähnten South Carolina. Besonders an diesen Wahlen ist, dass heute in Nevada nur die Demokraten wählen und in South Carolina nur die Republikaner. Erst am Dienstag stimmen dann die Republikaner in Nevada ab und am nächsten Samstag schreiten die Demokraten South Carolinas zur Wahlurne.
Eine zweite Sache unterscheidet die Abstimmungen zudem: Während in South Carolina eine Primary, also eine Vorwahl wie zuletzt in New Hampshire stattfindet, wird in Nevada per Caucus - also wie zuvor in Iowa - abgestimmt.
Auch dieses Mal lohnt es sich zuzuschauen, denn nicht nur für Jeb Bush wird es spannend. Auch wenn es stark danach aussieht, dass Donald Trump auch bei dieser republikanischen Vorwahl wieder vorne landet, gibt es Einiges zu beobachten. Nicht umsonst gilt South Carolina als der Staat, in dem der Wahlkampf oft schmutzig wird.
Marco Rubio scheint sich nach seinem schlechten Abschneiden in New Hampshire wieder zum Hoffnungsträger des republikanischen Establishments zu mausern. In South Carolina sicherte er sich auf diesem Weg die wichtigsten Unterstützer, die sogenannten Endorsements, unter den lokalen Republikanern. Sicherlich am wichtigsten: Die Unterstützung der beliebten Gouverneurin Nikki Haley.
Rubio liefert sich den Zweikampf um den Platz hinter Donald Trump dabei mit Ted Cruz, der im Bible Belt auf die große Anzahl an evangelikalen Wählern setzt. Um genau diese Gruppe buhlt jedoch auch Trump, der Cruz deshalb in den vergangenen Tagen hart angegriffen hat. Cruz werbe zwar mit der Bibel, so Trump, aber sei eigentlich der größte Lügner im Kandidatenfeld. Dass Trump überraschend vom Papst als unchristlich kritisiert wurde, scheint ihn bei seinen Attacken nicht zu stören. Im Gegenteil: „The Donald“ hat dem Papst bereits medienwirksam vergeben. Mehr schaden könnte ihm hingegen seine im Fernsehen geäußerte Kritik am Irakkrieg. Schließlich ist das Militär im Palmetto State gleich mit acht Stützpunkten vertreten.
Auf den weiteren Plätzen findet sich mit John Kasich der Überraschungszweite von New Hampshire. Er durfte sich in den vergangenen Tagen über jede Menge Aufmerksamkeit der Medien freuen. Ob dieses Momentum noch rechtzeitig kam, um seine Kampagne durch die kommende Vorwahl zu tragen, wird sich zeigen. Zumindest sorgte er bei einem Townhall-Meeting an der Clemson University für den emotionalsten Moment der vergangenen Wochen.
Bei der Konzeption seiner Präsidentschaftskampagne hatte Jeb Bush seinen Nachnamen ganz bewusst durch ein Ausrufezeichen ersetzt. Auch wenn die Präsidentschaft seines älteren Bruders in den USA zuletzt immer besser beurteilt wurde, wollte er sich aus dem übergroßen Schatten seiner Familie lösen. Dass er in den vergangenen Tagen jedoch gemeinsam mit seinem Bruder und seiner Mutter zu Wahlveranstaltungen quer durch South Carolina reiste, zeigt seine ganze Verzweiflung. Punktet er hier nicht, könnten sich weitere Spender und Unterstützer von ihm abwenden. Die Zukunft seiner Kampagne ist in ernsthafter Gefahr.
Ach ja, Ben Carson. Er ist auch noch im Rennen um die republikanische Nominierung. Im Süden könnte er von der höheren Anzahl an afro-amerikanischen Wählern profitieren. Seinen Schwung vom letzten Jahr scheint er jedoch nachhaltig verloren zu haben. Für ihn gilt das Staatsmotto South Carolinas: Dum Spiro Spero – Solange ich atme, hoffe ich.
Bei den Demokraten hat sich Bernie Sanders in den Umfragen der vergangenen Tage bedrohlich nah an Hillary Clinton herangeschoben. Dabei wollte sie in Nevada, mit seiner großen Anzahl an Hispanics – immerhin fast 27 Prozent, endlich deutlich gegen den Senator aus Vermont punkten. Ihre Mehrheit in dieser Wählergruppe ist so groß, dass Hillary, würde nur die spanischstämmige und afroamerikanische Minderheit in den USA abstimmen, quasi schon als Präsidentin fest stände.
Doch selbst wenn es heute knapp werden sollte: Spätestens wenn die Demokraten in einer Woche in South Carolina wählen, kann sie ganz beruhigt sein. In den letzten Umfragen dominiert sie Bernie Sanders dort mit 58 zu 33 Prozent.
tl;dr: Für Jeb Bush geht bei der heutigen Vorwahl in South Carolina um alles. Aber auch für die anderen Kandidaten wird es spannend.