Dienstag, 16. Februar 2016

Flüchtlinge: "Direkte Erfahrungen reduzieren Vorurteile"

Willichs Bürgermeister Josef Heyes (Foto: Swen Siewert)
Im Internet kursieren viele angebliche Briefe von angeblichen Bürgermeistern, die sich zur Flüchtlingskrise äußern. Deshalb habe ich den Willicher Bürgermeister gebeten mir zu schreiben, was er auf Mails und Briefe von Bürgern antwortet. Seine Antwort war folgende Mail, die er in der vergangenen Woche an eine Bürgerin geschickt hat. Nur die Namen hat er entfernt:

Sehr geehrte ...,

sicherlich tragen einige Medienberichte über "vereinzelte Übergriffe" dazu bei, dass sich manche Bürger über die weitere Zuweisung von Flüchtlingen Sorgen machen. 

Aktuell sind etwa 980 Flüchtlinge und Asylbewerber in unserer Stadt Willich untergebracht - 450 in der Landeseinrichtung (ZUE) im ehemaligen Katharinen-Hospital, etwa 160 in der Niershalle in Neersen, seit etwa  vier Jahren rund 100 in der Gemeinschaftsunterkunft (GUK) in Anrath am Bahnhof, 46 in der ehemaligen Kirche St. Maria Rosenkranz an der Krefelder Straße in Willich und die Weiteren dezentral in vielen Wohnungen, verteilt über unsere ganze Stadt. 

Wie alle Städte und Gemeinden in Deutschland, erfahren auch wir in Willich eine Zuweisung nach dem Königssteiner Schlüssel. Diese Zuweisungen haben wir aufzunehmen und zu versorgen. Das hat mit "vorhaben" nichts zu tun, sondern es ist unsere gesetzlich geregelte Pflicht.

Im Jahr 2015 kamen rund 1.000.000 Flüchtlinge (die vielfach vor Krieg, Bombenangriffen, Verfolgung, Mord, Hunger geflohen sind) nach Deutschland. Die Zuweisung für Willich beträgt aktuell 18,2 Flüchtlinge pro 1.000 Einwohner (Zum Vergleich: 1946/1947 nach dem zweiten Weltkrieg, hatten wir in Willich 140 Flüchtlinge und Heimatvertriebene pro 1.000 Einwohner unterzubringen).

Wenn die Kriege in Syrien, Irak etc. so weitergehen und wieder fast 1.000.000 Menschen (auch Kinder und Frauen) im Jahr 2016 nach Deutschland kommen, werden wir in unserer Stadt Willich rund weitere 950 Flüchtlinge unterbringen müssen. Um gewappnet zu sein, müssen wir an der Moltkestraße ein "Flüchtlingsdorf", eine weitere Flüchtlingsunterkunft, bauen. 

Nach Polizeiberichten gibt es in Willich und im Kreis Viersen statistisch keine höhere Kriminalität durch Flüchtlinge und Asylbewerber. Sollte Sie der Bericht der Polizei interessieren, lade ich Sie zum kommenden Sitzung des Stadtrates am 2. März 2016, ab 18 Uhr in den Ratssaal von Schloss Neersen ein. Dort wird die Polizei über die aktuelle Kriminalitätsrate unter Einbeziehung der Flüchtlingssituation berichten. 

Gleichzeitig möchte ich Sie auch bitten, sich in die ehrenamtliche Arbeit für Flüchtlinge (z.B. beim Arbeitskreis Fremde, LOT oder einer Kirchengemeinde) einzubringen. Diese direkten Erfahrungen reduzieren Vorurteile und Angstgefühle deutlich!

Mit freundlichen Grüßen 
Ihr
Josef Heyes
Bürgermeister

tl;dr: Im Internet kursieren viele angebliche Briefen von angeblichen Bürgermeistern, die sich zur Flüchtlingskrise äußern. Das antwortet ein echter Bürgermeister, Josef Heyes aus Willich, seinen Bürgern.