Mittwoch, 2. April 2014

Tansania 2003: Erste Eindrücke

Daressalam beim Landeanflug.
Im August 2003 war ich für drei Wochen in Tansania, Ostafrika, zu Gast. Gemeinsam mit meinem Vater habe ich dort drei britische Lastwagen, die beladen mit Hilfsgütern von der Aktion Mission und Leprahilfe nach Daressalam geschickt wurden, am Hafen abgeholt und ins Landesinnere gefahren. Den Bericht über unsere Reise, den wir damals aus Tansania in die Heimat geschickt haben, habe ich ergänzt und überarbeitet. In mehreren Abschnitten werde ich ihn hier veröffentlichen.

Nach Zwischenstopps in Dubai und Nairobi, erreichen wir nach 13 Stunden Flug den Flughafen von Daressalam. Auf der letzten Etappe des Fluges gibt es noch einen unvergesslich schönen Anblick: Den schneebedeckten Gipfel des Kilimandscharo. Afrika!

Die Uluguru-Berge bei Morogoro.
Nach der Landung geht es ohne Pause weiter, 220 km nach Morogoro. Leider nicht ohne Panne: Dem Landrover von Father Evod Shao reißt der Kühlwasserschlauch. Dank Mobiltelefon kann ein Ersatzteil aus der Missionsstation St. Mary angefordert werden. Bis die Helfer eintreffen, stehen wir in tropischer Nacht auf afrikanischer Piste. Weit und breit ist keine Ortschaft zu sehen. Die schwer mit Material und Menschen beladenen LKW, die - teilweise ohne Licht - an uns vorbeiziehen sind die einzige Erinnerung an die Zivilisation. Während es unheimlich schnell stockdunkel wird, hält kurz ein Polizeiwagen bei uns. Die beiden Polizisten machen sich Sorgen um unsere Sicherheit. In der Nähe befände sich ein Gefängnis - aus dem es immer mal wieder Ausbrüche gäbe - und zudem seien zwei Weiße mit einer Autopanne ein sehr auffälliges Ziel für Kriminelle. Nach dieser Info machen wir uns dann auch ein wenig Sorgen. Besonders als ein PKW mit nur einem funktionierenden Scheinwerfer langsam auf uns zuhält. Zu unserer Erleichterung sind es aber drei Polizisten. Sie haben von ihren Kollegen von unserer Panne gehört und beschlossen zu unserer Sicherheit bei uns zu warten. Es wird eine lange Nacht. Um kurz vor Mitternacht erreichen wir Morongoro am Fuße der Uluguru-Berge.


Kindergarten in Morogoro. In den Schälchen gibt es später Maisbrei.
Am nächsten Morgen mache ich im Pfarrhaus eine weitere afrikanische Erfahrung: Es kommt kein Wasser aus der Leitung. Ein Wassereimer, aus dem mittels einer "Blue-Band"-Margarinedose Wasser über den Kopf geschöpft wird, ist die Alternative. Die sogenannte „Blue-Band-Shower".

Father Evod Shao (rechts) und Father Daniel Macha in Bagamojo.
Nach dem Besuch des übervollen Vorschulkindergartens der Pfarre, dessen Bau von der Leprahilfe finanziert wurde, geht es am Montag um 6 Uhr nach Bagamojo. Heute ein Armuts-Flecken am Indischen Ozean, früher eine Hochburg des Sklavenhandels. Dort wo Livingstone 1860 die ersten Sklaven freikaufte, errichteten die Spiritaner 1873 eine Missionsstation. Sie ist heute eine Oase im Kampf gegen die Armut: Kindergärten, Schulen, die über 300 Mädchen die Qualifikation für ein Studium vermitteln, Krankenhaus, Dispensarium, Garten-, Ackerbau und Viehhaltung sowie Lehrwerkstätten für Jugendliche sind dort entstanden. Father Valentine Bayo zeigt uns ganz stolz die großartige Entwicklung, an deren Finanzierung die Aktion Mission und Leprahilfe Schiefbahn beteiligt ist. Im Beisein des tansanischen Kardinals Pengo erfolgt nach einer Dankmesse die feierliche Grundsteinlegung für ein Weiterbildungszentrum.

Nähmaschinenkurs in Bagamojo.
Während ich danach die Chance ergreife im Indischen Ozean schwimmen zu gehen, besucht mein Vater einen Nähmaschinenkurs. Der Raum ist voller junger Frauen, denen Vincent Bayo berichtet was die Leprahilfe alles leistet und dass Josef Heyes und sein Sohn extra aus Deutschland gekommen sind um sich diese Entwicklung anzuschauen. Anschließend dürfen die Mädels Fragen stellen. Die erste lautet: „Where is your son?“. Als mein Vater mir beim Abendessen davon erzählt, ergänzt er: „Jetzt fühle ich mich alt!“.

Alle Artikel über meine Zeit in Tansania gibt es hier.

tl;dr: Blue-Band-Shower, ein gerissener Kühlwasserschlauch und die ersten Eindrücke von meiner dreiwöchigen Reise durch Tansania.