Dass Du zuhause bist, merkst Du daran, dass Du es keinem erklären musst. Überall sonst auf der Welt erntet man fragende Blicke oder ein Kopfschütteln, wenn man von Schützenfest erzählt. Und weil das diesjährige Schiefbahner Schützenfest unmittelbar bevorsteht, muss ich derzeit relativ oft erklären, was ich dort genau mache. Das Schwierige daran: Fast jeder hat bereits ein Bild im Kopf. Entweder von exzessivem Biertrinken oder vom Schießen mit Gewehren oder von beidem. Aber: Mein Fest ist anders.
Da Schützenfeste sehr lokale Ereignisse sind, unterscheiden sie sich tatsächlich fast alle voneinander. Die Vielfalt ist somit riesig, denn fast 15.000 Schützenvereine gibt es (zumindest laut Wikipedia) in Deutschland. Alleine in Willich sind es mit Willich, Schiefbahn, Anrath, Neersen, Klein-Jerusalem, Grenzweg, Clörath-Vennheide und Niederheide, acht Bruderschaften und Vereine, die jedes Jahr ihr Fest feiern. Und schon zwischen diesen acht gibt es Unterschiede. Auch wenn sie - zugegebenermaßen - von außen nicht immer leicht zu erkennen sind.
Für mich gibt es aber nur ein Fest, bei dem ich mich wirklich zuhause fühle - eben das Zuhause. Und dass liegt nicht daran, dass wir dort abends Bier trinken oder die Königsanwärter am Dienstag auf einen Holzvogel schießen. Es ist das Gefühl von Heimat, das dieses Fest besonders macht und das es für mich so eben nur in Schiefbahn gibt.
In der Oberstufe habe ich mit Freunden meinen Schützenzug gegründet. Nicht unbedacht, sondern im Wissen, dass nach dem Abitur nicht alle von uns in Schiefbahn bleiben würden. Mit dem Schützenzug haben wir etwas geschaffen, das uns eng zusammenhält. Wir teilen tatsächlich unser Leben. Es sind unsere Kinder, die geboren werden. Unsere Hochzeiten, die wir feiern. Wie Brüder, ganz im Sinne der Bruderschaft. Es ist dabei egal, wo man wohnt, ob in Berlin, Stuttgart oder Dublin, zum Schützenfest sieht man sich nicht nur wieder, sondern es ist als wäre man nie weg gewesen. Das ist für mich Heimat. Morgen geht es los.
tl;dr: Wieso ich am Schützenfest teilnehme und weshalb es mehr ist als Biertrinken und Schießen.