Donnerstag, 22. Mai 2014

Willich: Haters gonna hate

Noch wenige Tage bis zur Kommunalwahl. In Willich wird der Wahlkampf in diesem Jahr besonders verbissen geführt. Bei einigen ist sogar blanker Hass im Spiel. Für das Konsensmodell in unserer Stadt sind das schlechte Vorzeichen. Aber: Noch hat es der Wähler in der Hand.

Sie sind schon legendär, die ‚Willicher Verhältnisse‘. In den 70er und 80er Jahren bekämpften sich die Fraktionen in unserem Stadtrat bis aufs Messer. Jedes Wort wurde auf die Goldwaage gelegt, Kleinigkeiten wurden zu Skandalen aufgepumpt und die Befindlichkeiten der Parteien wurden wichtiger als das Wohl der Stadt. Es waren die beiden Fraktionsvorsitzenden Ralf-Hasso Sagner (CDU) und Bernd-Dieter Röhrscheid (SPD), die mit persönlichem Einsatz diese Zustände beendet haben. Konsens wurde in den folgenden Jahren die Regel. Heute steht Willich nicht mehr für Streit, sondern ist eine Erfolgsgeschichte. Im Stadtrat werden noch immer etwa 80 Prozent der Entscheidungen einstimmig getroffen – für die Stadt und ihre Bürger.

Für Oppositionsparteien ist es in einer solchen Situation schwierig Wahlkämpfe zu führen. In den vergangenen Jahren musste das ganz besonders die SPD merken. Bei der letzten Wahl so sehr, dass man nun einem radikalen Kurswechsel bemerkt. Aber auch bei der FDP haben die, die es lauter, härter und schmutziger wollen, Teile der Kampagne übernommen.

Dabei bleibt das grundsätzliche Dilemma: Inhaltlich sind die Unterschiede zwischen den Parteien gering. Wo aber Inhalte fehlen, müssen selbstgebastelte Skandale her.

Das Schlachtfeld dieser Empörung ist das Internet. Bei Facebook wird über Menschen, die sich seit Jahren mit großem Einsatz für ihre Heimatstadt engagieren, kübelweise Dreck ausgeschüttet. Immer in der Hoffnung: Irgendwas wird schon hängen bleiben. Im Wahlkampf scheint plötzlich alles erlaubt. Der Vertrauensverlust, den solche Schlammschlachten für die gesamte Lokalpolitik bedeuten, wird billigend in Kauf genommen. Dabei verbindet die Politiker in Willich mehr als sie trennt, nämlich die Liebe zu unserer Stadt und der Einsatz für ihre Mitmenschen. Der aktuelle Wahlkampf ist jedoch dabei, diese Einsicht zu verschütten.

Besonders ärgerlich ist, dass es Kommunalpolitiker sind, die diesem Hass befeuern. Kein Vergleich ist dabei zu billig. Willich mit Russland zu vergleichen schlichtweg ein Unding.


FDP-Ratskandidat Klein: Wie in Russland...
Nicht nur die Zahlen in diesem Beitrag sind schräg: Der Bürgermeister, vor einigen Wochen angeblich noch unfähig eine Verwaltung zu führen, wird in diesen Beiträgen plötzlich zu einem Diktator gemacht, der unsere Stadt mit harter Hand unterdrückt. Wenn man dieses Bild bis zu Ende denkt, kann man erschrecken.

Offenbar wird Wahlkampf in diesem Jahr nicht mehr als Kampf um die besseren Konzepte verstanden, sondern als Kampf gegen Personen. Wenn ein Vorschlag, eine Anmerkung oder eine Bilanz von jemand anderem kommt, muss sie nach dieser Logik falsch sein.


Dabei kommen dann Kuriositäten heraus, wie die Behauptung von Herrn Donath, dass es gar keine gute Nachricht sei, wenn es in der Stadt mehr Ausbildungsplätze als Schulabgänger gibt. Im Gegenteil: Es sei eine schlechte Botschaft, denn offenbar gäbe es in Willich zu wenig Schulabgänger. Wie die FDP künftig für mehr Schulabgänger in Willich sorgen möchte, bleibt dabei natürlich ein Rätsel.


Was die Brandstifter auf allen Seiten vergessen: Nach der Wahl muss man sich im Stadtrat wieder in die Augen schauen und die Hände schütteln können. Nicht weil es einem selber so gefällt,  sondern weil es um die gemeinsame Stadt geht. Auf deren Wohl wird man als Ratsmitglied vereidigt.


Auch wenn Klappern zum Handwerk gehören mag, solche Boshaftigkeiten wie in diesem Jahr gehören nicht in den Wahlkampf. Hass hat hier nichts zu suchen. Willicher Verhältnisse braucht keiner mehr. Am kommenden Sonntag haben es die Wähler in der Hand, dem Hass Einhalt zu gebieten.


tl;dr: Der teilweise hasserfüllte Wahlkampf im Internet schadet dem Willicher Konsensmodell.