Am 18. Juli tritt in Cleveland der republikanische Parteitag zusammen. Die Aufgabe der 2.472 Delegierten: Einen Präsidentschaftskandidaten nominieren. Einer der Kandidaten muss dazu bei den Vorwahlen mindestens 1.237 von ihnen hinter sich versammeln.
Aber so wie es derzeit ausschaut, wird es dazu nicht kommen. Obwohl Donald Trump die bisherigen Vorwahlen klar dominiert und die mit Abstand meisten Delegierten für sich gesammelt hat. All das könnte nicht reichen. Denn Trump hat trotz dieser Siegesserie eben "nur" 743 Delegierte gewonnen, was etwa 46 Prozent entspricht. Um die magische Zahl von 1.237 noch zu erreichen, müsste er bei den kommenden Vorwahlen etwa 60 Prozent erreichen.
Doch woher sollten diese zusätzlichen Stimmen für Trump kommen? Schließlich hat er es nicht nur geschafft, mehr Menschen als die anderen für sich zu begeistern, sondern auch mehr Menschen als alle anderen gegen sich aufzubringen. In letzten Umfragen hatten nur 29 Prozent der Wähler eine positive Meinung von ihm, während ihn rekordverdächtige 63 Prozent ablehnten. Trump zahlt nun den Preis für seinen konfrontativen Wahlkampf.
Für Trumps Wahlkampf bedeutet das eine ernste Krise. Schließlich dürfen seine Chancen auf die Präsidentschaftskandidatur rapide sinken, wenn er auf dem Parteitag keine Mehrheit im ersten Wahlgang hinter sich versammeln kann. In den weiteren Wahlgängen dürften die Delegierten dann mehr und mehr nach eigener Präferenz statt nach Verpflichtung abstimmen. Für Trump, der im Parteiestablishment kaum Anhänger hat, wäre das ein Drama.
Da Trump aber auch rechnen kann und die Wahrscheinlichkeit einer solchen Brokered Convention groß ist, hat er mit Paul Manafort nun einen eigenen Manager für den Kampf um die Delegierten eingestellt. Eine Personalie, die Trumps Dilemma auch der Öffentlichkeit augenscheinlich macht.
Doch auch schon vorher befand sich seine Wahlkampagne in schwerer See. Ein festgenommener Wahlkampfmanager, unbedachte Äußerungen zum Thema Abtreibung und wilde Versprechungen zum Thema Staatsschulden hatten ihn in diese Situation gebracht. Die darauffolgende Vorwahlniederlage in Wisconsin dürfte jedoch nur zum Teil auf diese Fehler zurückzuführen sein. Viel entscheidender dürfte die Einigkeit sein, mit der ihn die republikanische Partei mittlerweile bekämpft.
In Wisconsin profitierte davon abermals Ted Cruz, der Trump auf diese Weise schon in Utah schlagen konnte. Dabei galt er selbst vor einigen Wochen noch als ein Hardliner, der innerhalb der Partei nicht mehrheitsfähig sei. Die aktuelle Situation brachte in dieser Woche Charles Lane von der Washington Post auf den Punkt: "Wir wissen nun wie groß das Donald-Trump-Problem der Republikaner ist: So groß, dass einige in der Partei nun ernsthaft Ted Cruz für die Lösung halten."
Fest steht zumindest, dass auch Cruz sich die Nominierung nur noch theoretisch vor dem republikanischen Parteitag sichern kann. Stimmanteile von über 90 Prozent, die er dafür bei den kommenden Vorwahlen bräuchte, wird er nicht erreichen. Ob die neue Freundschaft zwischen Cruz und der republikanischen Partei aber auch auf einer Brokered Convention trägt, bleibt abzuwarten.
Fest steht: Auf dem Parteitag in Cleveland werden die Karten neu gemischt. Der Sieger könnte durchaus eine Überraschung sein. Die Huffington Post zumindest hat sich schon festgelegt: Sie tippt auf John Kasich.
tl;dr: Donald Trumps Wahlkampf befindet sich in einer ernsten Krise. Er zahlt nun den Preis für seinen konfrontativen Wahlkampf.