Donnerstag, 3. November 2016

US-Wahlen: Swing When You’re Winning

Die US-Wahlen entscheiden sich in den (grauen) Swing-States.
Als ‚October Surprise‘ bezeichnet man in den USA solche Ereignisse, die kurz vor den Präsidentschaftswahlen das Potenzial haben, den Wahlausgang entscheidend zu beeinflussen. Auch in diesem Jahr scheint das Rennen um die Präsidentschaft auf den letzten Metern überraschend spannend zu werden.

Sollte Donald Trump in fünf Tagen zum 45. Präsidenten der Vereinigten Staaten gewählt werden, wird er seinen Sieg vor allem den neuerlichen Ermittlungen des FBI gegen Hillary Clinton verdanken. Die Ankündigung von Behördenchef James Comey, dass die Bundespolizei weitere Clinton-Mails prüfen will, hat der darbenden Trump-Kampagne wieder neues Leben eingehaucht.

Bis vor wenigen Tagen sah der republikanische Präsidentschaftskandidat bereits wie der sichere Verlierer aus. Mit den neuen Ermittlungen rückt der mediale Fokus von Trumps Skandalen erstmals auf Hillary Clintons Probleme. Während sich die Amerikaner nun daran erinnern, weshalb Sie die Demokratin nicht mögen, hört man von Trump derzeit ungewohnt wenig Erschreckendes.


Es ist nicht das erste Mal, dass sich kurz vor den Wahlen Überraschendes ereignet. Zu den bekannteren Beispielen eines ‚October Surprise‘ zählt die Enthüllung über eine Haftstrafe, die George W. Bush im Jahr 1976 wegen Trunkenheit am Steuer absitzen musste, kurz vor der Präsidentschaftswahl im Jahr 2000, genauso wie der Hurrikan Sandy, der Präsident Obama im Jahr 2012 die Chance gab, sich kurz vor der Wahl als pragmatischer Krisenmanager zu profilieren.

Die bisherigen Beispiele zeigen jedoch auch: Es gibt keine Zwangsläufigkeit, dass ein ‚October Surprise‘ den Ausgang der Wahl entscheidend beeinflusst. Auch in diesem Jahr muss das nicht so sein. Zwar kann sich Donald Trump über die neuesten nationalen Umfrageergebnisse freuen, aber die Wahl wird eben auf bundesstaatlicher Ebene entschieden.
Faktisch besteht die Präsidentschaftswahl aus 50 einzelnen Wahlen in den 50 Bundesstaaten, in denen (bis auf Maine und Nebraska) das Prinzip Winner-take-all gilt. Um die für die Präsidentschaft nötigen 270 Wahlmännerstimmen zu erreichen, müssen Bundesstaaten gewonnen werden. Dadurch, dass dem jeweiligen Sieger alle Wahlmännerstimmen eines Bundesstaates anheimfallen, beschränkt sich der größte Teil des Wahlkampfes auf die sogenannten Swing States, in denen sich beide Kandidaten Chancen auf die Mehrheit ausrechnen.

Dazu zählen in diesem Jahr unter anderem Florida (29 Wahlmänner), Ohio (18), Georgia (16), North Carolina (15), Arizona (11), Wisconsin (10), Nevada (6), Iowa (6) und New Hampshire (4). In diesen Staaten wird sich die Präsidentschaftswahl entscheiden.

Hillary Clinton kommt dabei zugute, dass die bevölkerungsreichen Bundesstaaten im Nordosten und an der Westküste, in denen entsprechend viele Wahlmännerstimmen vergeben werden, seit Jahrzehnten fest in demokratischer Hand sind. Die Hochburgen der Republikaner, die sich im Süden und im Zentrum der USA befinden, verfügen hingegen über eine deutlich geringere Anzahl an Wahlmännern.

Donald Trump muss deshalb fast alle Swing States für sich entscheiden während Hillary Clinton schon ein Sieg in North Carolina oder Florida reichen könnte. Dabei dürften ihr die vielen Briefwähler nutzen, die ihre Stimme schon vor der jüngsten FBI-Entscheidung abgegeben haben.

Hillary Clinton bleibt damit Favoritin. Ob sie dieser Rolle tatsächlich gerecht werden kann, wird sich am 8. November schon früh abzeichnen. Die wichtigsten Swing States liegen an der Ostküste, wo als erstes gewählt wird.

Alle möglichen Wahlausgänge kann man unter 270towin.com durchspielen. Aktuelle Umfragedaten aus den einzelnen Bundesstaaten gibt es zum Beispiel hier.

tl;dr: Egal ob Clinton oder Trump: Wer die amerikanische Präsidentschaftswahl gewinnen will, muss die Swing States für sich entscheiden.