Bald eine Erstunterkunft für Flüchtlinge? Das ehemalige Krankenhaus. |
Aber der Reihe nach: Auf der Suche nach neuen Unterkünften für Asylbewerber ist die Bezirksregierung Arnsberg, die aus Gründen der Verwaltungsvereinfachung mit ihrer Außenstelle in Unna-Massen die Verteilung der Flüchtlinge für ganz NRW - also auch für unseren Regierungsbezirk Düsseldorf - übernimmt, in Willich fündig geworden. Neue Erstunterkünfte werden dringend benötigt, weil einige der bisherigen Einrichtungen aufgrund des Ausbruchs von Masern und Windpocken geschlossen werden mussten.
Gerne würde die Behörde das Gebäude nun von den Neusser Augustinus-Kliniken mieten, bei denen die schnelle Mark offenbar die Gemeinnützigkeit endgültig verdrängt hat. Zugelassen ist an dieser Stelle jedoch nur der Betrieb eines Krankenhauses. Eine Nutzungsänderung müsste der Willicher Stadtrat beschließen. Das hat er nicht getan. Trotzdem kann die Bezirksregierung mit den Augustinern ins Geschäft kommen. Mittels einer Beschlagnahme des Gebäudes durch den Innenminister nach Paragraf 14 des Ordnungsbehördengesetzes. Dieser Bescheid wird in den kommenden Tagen erwartet. Der Stadtverwaltung und der Kommunalpolitik sind dann die Hände gebunden.
Der bisherige Widerwille der Stadt gegen diese Form der Unterbringung hat mit zwei Dingen zu tun:
Zum einen liegt es an der Landesregierung. Die lässt die Städte und Gemeinden beim Aufbringen der Kosten bisher im Regen stehen. So bekommt die Stadt zurzeit nur etwa 21,5 Prozent der entstehenden Kosten für die jetzigen Asylbewerber erstattet. Hier ist das Land gefordert Farbe zu bekennen und die Kommunen mit dieser Aufgabe nicht alleine zu lassen.
Zudem verfolgt die Willicher Verwaltung bei der Unterbringung von Asylbewerbern ein dezentrales Konzept. Nicht alle Flüchtlinge an einem Ort zu konzentrieren hat bisher gut funktioniert - aus Sicht der Asylbewerber, der Anwohner und der Stadt. Eine zentrale Sammelstelle mitten im Ortskern, so befürchtet man, würde die mühsam aufgebaute Akzeptanz zerstören.
Dabei ist in Willich eigentlich etwas ganz anderes geplant: Es geht um keine klassische Unterbringung, sondern - wie bereits erwähnt - um eine Erstunterkunft. Das bedeutet, dass die Flüchtlinge in Willich registriert und von der Behörde zu den Gründen ihrer Flucht befragt werden. Nach drei Monaten in Willich geht es für die Asylsuchenden dann weiter: Sie werden nach einem bestimmten Schlüssel auf Städte und Gemeinden in ganz NRW verteilt. In der Regel ist die Erstunterkunft ein ziemlich abgeschirmtes, oft sogar umzäuntes Gelände.
Zudem: Das Flüchtlingshilfswerk der Vereinten Nationen, UNHCR, schätzt, dass bis zu 50% aller Asylsuchenden Kinder und Jugendliche sind, die entweder in Begleitung ihrer Eltern kommen oder alleine.
So zeigt sich, was die Stimmungsmache bei Facebook und Co. eigentlich ist: Plattes Gerede von Leuten die eigentlich keine Ahnung haben. Weder werden kriminelle Horden in unsere Innenstädte einfallen, noch der IS in Willich eine Niederlassung eröffnen. Diese Menschen kommen aus purer Not aus oftmals kriegsgeplagten Heimatländern (der größte Teil zurzeit aus Syrien), werden in Gruppenschlafsälen kaserniert und bewacht. Diese Leute kommen nicht um sich in die soziale Hängematte zu legen, sie haben ihre Heimat verlassen um ihr blankes Leben zu retten. Oft sind es Kinder und Jugendliche, die unseres besonderen Schutzes bedürfen.
Aber wirklich Sorgen mache ich mir eh keine: Egal was die Trolle im Internet von sich geben, ich habe unsere Stadt immer als freundlich, friedlich und weltoffen erlebt. Ich bin mir sicher, dass sie auch die Flüchtlinge so begrüßen wird. Ich glaube an Willich.
tl;dr: Trotz vielfacher Hetze in den Sozialen Netzwerken bin ich mir sicher: Die Flüchtlinge sind in Willich willkommen.