Samstag, 31. Mai 2014

Tansania 2003: Sechs Stunden bis Dubai


Flughafen Mwanza.
Der Flughafen von Mwanza ist winzig. Eigentlich besteht er nur aus einem einzigen einstöckigen Gebäude. Müsste ich wetten, würde ich sagen dass er noch aus der britischen Kolonialzeit stammt. Im Gebäude gibt es zwei Räume: Im ersten befindet sich der Schalter, die Gepäckaufgabe - ein Loch in der Wand durch das die Koffer nach draußen auf eine Karre geladen werden - und die Sicherheitskontrolle. Im zweiten Raum stehen jede Menge alte Sofas in allen möglichen Farben und Stilen: der Wartebereich.

Um den großen Zeitverluste durch die Zollformalitäten ein wenig aufzufangen, haben wir uns entschieden für den Rückweg nach Daressalam den Flieger zu nehmen. Gebucht haben wir bei einer Chartergesellschaft: Precision Air. Ich erwarte irgendeine kleine Propellermaschine und bin entsprechend überrascht als am Fenster auf einmal ein riesiger Reifen vorbeirollt: Wir Fliegen mit einer 737 von Kenya Airways. Das Flugzeug ist größer als das Flughafengebäude.

Erst im Flieger fällt mir auf, dass noch zwei Taschenmesser in meiner Jacke und Hose habe. Der Metalldetektor im Flughafen hatte nicht angeschlagen. „Wahrscheinlich kein Strom!“ erklärt mir unser Begleiter Dismas. Er hat sein Messer pflichtbewusst am Schalter abgegeben - in Daressalam kommt es, anders als versprochen, jedoch nie an.

Unterwegs mit Dismas und Schwester Adella.
So lassen wir Musoma. das erste Ziel unserer Reise, hinter uns. Auch hier konnten wir, gemeinsam mit Bischof Justin Samba und Schwester Adella, mehrere von der Aktion Mission- und Leprahilfe geförderte Entwicklungshilfeprojekte besichtigen. Für das Abendessen ließ der Bischof extra eine Ziege schlachten und bereitete meinem Vater gemeinsam mit den Ordensschwestern und einer Tanzgruppe eine zwar verspätete, aber beeindruckende afrikanische Geburtstagsfeier.

Während die Ziege gebraten wird, erkunde ich die Umgebung. Gleich hinter dem Haus des Bischofs erhebt sich ein Kopje – also ein kleiner Berg aus Granitfelsen. Auf den Felsen und in den Bäumen wimmelt es von kleinen Affen. Es macht mir großen Spaß sie zu beobachten. Auch die Affen haben Spaß. Erst als ich zurück komme warnen mich die Mitarbeiter vor den Schlangen am Kopje. Glück gehabt.

Zurück in Daressalam nutzen wir den Samstag für eine Überfahrt nach Sanzibar, wo wir mit Bischof Augustinus Shayo verabredet sind um einige geförderte Projekte zu besichtigen. Gemeinsam mit seinen Ordensschwestern leistet er besonders für Aids-Waisen und Kinder mittelloser Eltern sehr viel. Die Fahrt mit dem Schnellboot dauert etwa 2 Stunden. Dismas und seine kleine Tochter laden wir ein uns zu begleiten. Bevor die Fahrt losgeht, gibt es erneut eine Sicherheitskontrolle. Kinder müssen jedoch nicht durch den Metalldetektor. Besonders sicher.

Mit Dismas und seiner Tochter auf Sansibar.
Auf Sansibar werde ich zum illegalen Einwanderer. Denn das man für diese Reise seinen Pass benötigen könnte, war mir einfach nicht klar. Sansibar ist immerhin ein Teil von Tansania. Erst auf dem Boot werde über mein Versäumnis informiert. Die Lösung hat Dismas auch schon parat: Ich soll einfach nicht ins Kontrollhäuschen gehen, sondern draußen auf meinen Vater und ihn warten. Das klappt. Sansibar selbst ist toll, die Stone Town beeindruckend. Und: Während mich der Überfall in Daressalam vorsichtig gemacht hat, fühle ich mich hier völlig sicher. Die Rückfahrt erfolgt bei hohen Seegang. Die meisten Passagiere finden es furchtbar. Ich stehe vorne am Bug und genieße das auf und ab der Wellen.

Poor Peoples Cola: Kokosmilch am Fahrbahnrand.
Am nächsten Tag machen wir uns nach der Sonntagsmesse mit dem zweiten Lastwagen auf den 220 km langen Weg nach Morogoro. Dort erwartet uns bereits unser Freund Pater Evod Shao, für dessen Pfarre der LKW bestimmt ist. Unterwegs löschten wir unseren Durst mit der Milch einiger frischer Kokosnüsse - poor Peoples Cola. Die Jungs die sie am Straßenrand verkaufen, holen sie einem für 1.000 tansanische Schilling, umgerechnet etwa 1 Euro, von den hohen Palmen. Frisch schmeckt die Kokosmilch ganz anders.Sprudelnd, fast als wäre sie mit Kohlensäure versetzt. Zudem erhalten die Nüsse dann noch mehr Milch und weniger Fleisch, das auch nicht fest sondern recht labberig ist. Mit einem Löffel kann man es ablösen.

Es ist unsere letzte Fahrt mit einem der Bedfords. Den dritten LKW, bestimmt für die Diözese Mahenge, müssen die Empfänger selbst in Daressalam abholen. Für uns reicht die Zeit nicht mehr. Mit Emirates geht es zurück nach Deutschland. Sechs Stunden bis Dubai, dann nach Düsseldorf. Es ist Nacht, als ich den letzten Blick auf Afrika werfe.


Alle Artikel über meine Zeit in Tansania gibt es hier.


tl;dr: Sansibar, Kokosmilch und mein letzter Blick auf Afrika.